Lao Tse und der Sinn der Nutzlosigkeit

 

Lao Tse reiste einst mit seinen Schülern. Als ihr Weg durch einen Wald führte, fanden sie Hunderte von Holzfällern vor, die Bäume für den Bau eines riesigen Palastes fällten. Fast der gesamte Wald war zerstört, bis auf einen sehr großen Baum mit unzähligen Ästen, so groß, dass tausende Menschen in seinem Schatten hätten sitzen können. 

Einige der Schüler fragten Lao Tse, warum dieser Baum verschont geblieben sei, obwohl fast der gesamte Wald abgeholzt und vernichtet wurde. Lao Tse erwiderte: "Fragt doch die Holzfäller."

So fragten die Jünger die Holzfäller: „Warum habt ihr diesen Baum nicht gefällt?“. Einer der Holzfäller antwortete: „Dieser Baum ist völlig nutzlos. Wir können nichts aus ihm fertigen, weil seine Äste viel zu viele Verwachsungen und Knoten haben und obendrein sind alle Äste verdreht. Wegen der unzähligen Astlöcher kann man ihn weder für Balken, Firste oder Stützen verwenden, geschweige denn zu Möbeln verarbeiten. Nicht einmal als Brennholz taugt er. Sein Holz ist schwer entzündbar, und der Rauch ist zu gefährlich für die Augen und könnte blind machen. Dieser Baum ist absolut unbrauchbar. Deshalb lassen wir ihn stehen."

Die Schüler kehrten zurück, um zu berichten. Lao Tse musste unweigerlich lachen und sprach zu ihnen: „Seht und lernt an diesem Beispiel und seid wie dieser Baum. Wenn du in dieser Welt überleben willst, sei genau wie dieser Baum, absolut wertlos; damit dich niemand zu Fall bringt. 

Wenn Bäume nützlich sind, werden sie abgeschlachtet und in Möbel verwandelt. Wenn Sie schön sind, werden Sie zu einem Produkt, das auf dem Markt verkauft werden kann. Sei wie dieser eine besondere Baum, absolut nutzlos. Dann wird dir niemand etwas tun und du wirst groß und stark werden und Tausende werden bei dir Zuflucht suchen.

 

Die Letzten werden die Ersten sein, also sei der Letzte. Gehen durchs Leben, als ob du nicht existieren würdest. Sei wie ein Tourist. Bleib anonym. Mache bei diesen Konkurrenz-Spielchen nicht mit und versuche schon gar nicht immer und überall der Erste sein zu wollen und ständig deinen Wert zu beweisen, das ist vollkommen nutzlos. Bleib nutzlos, aber nutze die Zeit für Erkenntnis und für Läuterung.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Michael (Mittwoch, 01 November 2023 07:29)

    Hallo Toni,
    herzlichen Dank für den Tagespost.
    Beim Zuhören drang auf einmal die Erinnerung an meinen Traum der vergangenen Nacht wieder vor mich.
    Es waren viele Bäume, die gerade gefällt waren und in langen Reihen nebeneinander Lagen Es waren riesige Eichen Bäume, im Querschnitt 3 Meter Durchmesser darunter auch einige Fichten. Die Eichen waren nicht geradewüchsig, sondern hatten Verdrehungen und Einschlüsse. Die Baüme insgesamt waren sehr hoch gewachsen und die Holzfäller hatten schon einen Großteil gefällt. Es sollten aber nicht alle Bäume gefällt werden Das war nicht der ganze Traum aber ein wichtiger Teil davon. Es ist auch immer die Wahrnehmung und die Perspektive innerhalb des Traums.
    Dann noch ein Spruch von mir: Zeit Arbeitet(umsonst), Ruhe wirkt(ohne Kosten).
    Schönen Tag noch

  • #2

    Antonius (Mittwoch, 01 November 2023 09:23)

    Hallo Michael, vielen Dank für Deinen Kommentar. Das ist ja ein krasser Traum und sozusagen eine Koinzidenz. Für Dich immer alles Gute...

    Herzlichst Antonius