Das SCHLAR-AFFEN-LAND Experiment

Ein Kinderbuch für Erwachsene

 

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit ein großer Freiluft-Zoo, indem ausschließlich Affen glücklich und zufrieden lebten. Der Zoo war weltweit dafür bekannt, dass hier die Affen besonders gut und komfortabel leben konnten. Sie erhielten täglich 3 reichhaltige Mahlzeiten, bestehend aus allerlei erlesenen exotischen Früchten, einfach fürs Nichtstun oder im besten Fall für das sich gegenseitige Lausen.

 

 

Und damit ihnen die Gefangenschaft nicht bewusst wurde, wurde dem Futter regelmäßig Sedativum beigemischt, medizinische Betreuung rund um die Uhr inklusive. 

Zur sportlichen und spielerischen Betätigung standen unzählige Turn-, Spiel- und Klettergeräte zur Verfügung und damit darüber hinaus bloß keine Langeweile aufkam, wurden diesen Zoobewohnern zur Belustigung täglich Menschen vorgeführt, die vor ihnen lauter alberne Grimassen machten, komische Laute von sich gaben und sich mit ihren Handys selbst fotografierten. Eine vortreffliche Abwechslung für die Zoo-Affen, die ihrerseits die albernen Grimassen der Menschen nachahmten und sich über so viel Blödheit kaputt lachten.

Ohh! Ihr werdet es kaum glauben, aber diese glücklichen Affen hatten sogar ihr eigenes Fernsehen. Am liebsten schauten sie Seifenopern über Ihresgleichen oder Reportagen über frei lebende, wilde Affen in fernen Ländern. 

Kurzum: Ja, man behauptete sogar, dieser Zoo wäre der reichste Zoo der Welt, indem die Lebenserwartung für Affen am höchsten sei - das reinste SCHLAR-AFFEN-LAND. 

 

Was die Affen im Zoo allerdings nicht ahnten war, dass sie Teil eines sozialen Experimentes waren bzw. werden sollten. Denn die hinterlistige Zooleitung, allen voran die feiste Zoo-Direktorin, verfolgte einen teuflischen Plan und dieser lautete:

Was wäre, wenn man nach und nach wilde Affen aus fernen Ländern unter die verwöhnten Zoobewohner mischt. 

Wie werden sich die Neuankömmlinge verhalten? Werden sie sich integrieren und sich an die Gepflogenheiten im friedlichen Affenzoo anpassen? Schließlich bestand kein Konkurrenz-Druck. Platz, Freizeitbetätigung und Futter waren reichlich für jederaff vorhanden. 

Es bestand absolut keinen Grund für Futterneid. 

Oder werden die fremden wilden Affen ihre traumatische Sozialisation niemals aufgeben können, eine Sozialisierung die von Kindheitsaffenbeinen an, durch Faustrecht, blutige Verteilungskämpfe, Gewalt, Hintergehung und Raub geprägt wurde? 

Welches Prinzip also wird sich im reichsten Affenzoo aller Zeiten durchsetzen? 

 

Zunächst tauchte - quasi über Nacht- eine kleine Gruppe dieser neuen wilden Affen im Freiluft-Gehege auf. Es waren vorwiegend junge Männchen. Sie waren drahtiger, etwas muskulöser hatten struppiges Fell und man erkannte sie an den größeren Schwänzen.

Die alteingesessen Affen begrüßten die Neuaffen zwar musternd aber sehr aufgeschlossen und nahezu mit euphorischer Freude. Schließlich stellten sie eine willkommene Abwechslung und Bereicherung in ihrem Alltag dar. Sie beschenkten die Neuankömmlinge mit reichlich exotischem Obst und kleinen Spielzeugfiguren.

Die Neuaffen hingegen verhielten sich anfangs eher zurückhaltend und skeptisch. Sie bestaunten einerseits den üppigen Reichtum im Gehege, auf der anderen Seite schauten sie misstrauisch, teils verächtlich drein, als sie von den Altaffen mit Geschenken überschüttet wurden. Denn: Geschenke - sowas kannten sie aus ihrer Heimat, der freien Wildbahn nicht bzw. allenfalls nur als feige Unterwerfungsgeste.

 

 

Obwohl genügend von allem für alle da war, begannen die Neu-Affen zu stänkern. Sie nahmen den Alt-Affen die schöneren und größeren Früchte einfach weg und bedrängten deren Weibchen. Die Alteingesessenen wehrten sich nicht oder kaum dagegen und hofften lieber darauf, dass diese Phase irgendwann vorübergehen würde.

Doch Tag für Tag kamen immer mehr Neulinge aus den Dschungeln ferner Länder in den Affenzoo. Und je mehr Neuankömmlinge es wurden, desto unverschämter und aggressiver verhielten sie sich gegenüber ihren unfreiwilligen Gastgebern. 

Die „Neuen“ sahen faktisch keine Konkurrenz in ihren vollgefressenen, verwöhnten und verweichlichten Artgenossen. Gestählt durch den harten Überlebenskampf im Dschungel, waren sie eindeutig in fast jeder Hinsicht (außer der intellektuellen) überlegen. 

Und so trug es sich eines Tages zu, dass sich die jungen Wilden zusammenschlossen, um über die Weibchen der Alteingesessenen herzufallen. Panik brach im Affenzoo aus. Ein Geschrei und Gekreische sondergleichen, welches durch Mark und Bein ging.

Kurz darauf ereignete sich obendrein der 1. Mordfall im Gehege. Das Opfer: eine Affen-Dame, die zuerst vergewaltigt und anschließend mit einem spitzen Gegenstand erstochen wurde.

Die Zooleitung ließ daraufhin verlautbaren, dass es sich hierbei nur um einen bedauerlichen und tragischen Einzelfall handele. Man hätte alles unter Kontrolle.

Das Dumme war nur, dass sich von diesem Tag an die Einzelfälle immer mehr häuften. Diese sogenannten Einzelfälle standen im eindeutigen und offensichtlichen Verhältnis bzw. Zusammenhang, mit der steigenden Zahl der Neuankömmlinge.

Diese wiederum wurden immer dreister und brutaler, je größer ihr Anteil an der Gesamtpopulation im Affenzoo wurde. Der Ruf der Wildnis, das Gesetz des Dschungels und des Stärkeren, jaaa - das Faustrecht setzte sich immer mehr durch. 

 

Nun erkannte die Zoo-Leitung, dass das Experiment eindeutig aus dem Ruder lief und es begann, richtig, richtig hässlich zu werden, sodass selbst der Skrupelloseste Gewissensbisse bekam. Daraufhin beschlossen die Verantwortlichen, dem grausamen Spiel ein jähes Ende zu bereiten. 

Sie impften alle Affen mit einem speziellen Immunsystem-schwächenden Impfstoff durch, der dafür sorgen sollte, dass die Affen innerhalb kürzester Zeit an den unterschiedlichsten Krankheiten verenden würden. Ein Nebeneffekt dieser Impfung war zudem, dass die Affen verblödeten und von ihrem Elend nichts mehr mitbekamen.

Aber irgendwie führte dieser Weg nicht zum erwünschten Ziel. Es ging einfach nicht schnell genug. Die Affen waren zäher und robuster, als man zunächst annahm.

Also griff man zu drastischeren Mitteln.

Unter Zuhilfenahme einer Armee von Bulldozern wurde das Zoogelände kurzerhand plattgewalzt und der Rest im Nachgang abgefackelt. Ein flammendes Inferno biblischen Ausmaßes war das. Glück für die ganz wenigen Affen, die sich retten konnten und dieser Flammenhölle entkamen. 

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute in einem neuen Zoo, allerdings ganz ohne Luxus und nur mit dem Nötigen versorgt. Dafür werden sie rund um die Uhr auf Schritt und Tritt von einer K.I. überwacht. Denn wie sagte einst ein großer Zoo-Direktor: „Sie werden nichts mehr besitzen, aber glücklich sein!“

 

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