Lügen brüten Unheil - Wahrheit macht gesund

Nach einem Essay von Prentice Mulford.


Alles existiert auf seine natürliche Art und Weise, als Teil vom unendlichen schöpferischen Bewusstsein.

Die Art, in der es teil hat, lässt es dann eben als Sonne, Mond, Planet, Vogel, Fels, Büffel oder Mensch erscheinen und ist schließlich nur eine Art Variante der ewigen schöpferischen Kraft.

Ganz vom Schöpfer verlassene Sachen in den Kosmos gesetzt zu haben, ist wahrlich erst dem Menschen gelungen, durch tote Missgeburten, die er "Konsum-Güter" nennt.

Das sind zum Beispiel: Kitsch, Plastikschrott, Dinge mit minderer Lebensdauer und Qualität - Dinge, die produziert werden, um sie so rasch wie möglich wieder loszuwerden und mit denen Milliarden Menschenleben eine Art wüstes Pfänderspiel betreiben: rund um den Planeten.

So ist man bestrebt, schnell, schnell mit Gewinn von Hand zu Hand dieses wertlose Zeug weiterzuverkaufen, verbunden mit der sadistischen Schlusspointe: welcher glücklose Idiot bleibt endgültig auf diesem Mist hängen?

Sonst aber ist alles lebenswürdig und liebenswürdig, vom gleichen Ur-Geist beseelt und Vollkommen – alles nach seiner natürlichen Art.

Leben und Geist sind auch noch in den Dingen, die die Menschen sozusagen als "gestorben" benennen, denn der Begriff des Todes existiert nur im Menschenhirn - nirgends sonst, und entstammt seiner Unfähigkeit, über das vermeintliche Ende seines leiblichen Ausdrucks in das unendliche schöpferische Bewusstsein hinüberzublicken.

Jedes freie lebendige Wesen verkörpert eine besondere und einzigartige Form des Lebensglücks welches eben auf der Echtheit seines Wesens beruht.

Alles Abirren von dieser Echtheit in irgendeine scheinbar vorteilhafte Lüge hinein, muss auch in letzter Linie eine Minderung an Glück und Entfaltung zur Folge haben.

Die Vorstellung vom Tod aber ist die erste große Lüge.

Die Lüge ist eine minderwertige und zweifelhafte Realitätsverzerrung, eine Realität, die von ihrem echten Ziel abgelenkt wurde.

Diese Scheinrealität kann allerdings nur kurzweilig dauern, denn die unendliche schöpferische Kraft geht stets geradeaus und schiebt jede anmaßende Willkür einfach zur Seite.

Ruskin sagte einmal: Zitat: „Die Ruhe und Bereitwilligkeit, mit der wir es alle zulassen, daß etwas, weil es lange verkehrt gewesen, niemals richtig werden soll, ist eine der verhängnisvollen Quellen des Elends und Verbrechens, darunter die Welt leidet. Wann auch immer dir jemand abrät, das Gute zu versuchen, weil Vollkommenheit angeblich "utopisch" sei, so hüte dich vor diesem Menschen, denn "utopisch" ist eins von des Teufels Lieblingswörtern.“ Zitat Ende.

 

Die heutige Art und Weise zu leben bedeutet: von der Verkrüppelung und dem Leid anderer zu leben. Der Menschen Erfindungen, ihre Maschinen, ihre sogenannte Gescheitheit und Zivilisation, sind aber letzten Endes eine Blamage, denn sie haben versagt.

Sie koennen dir nicht das geben, was du doch einzig und allein suchst: nämlich Glück und Erfüllung.

Die Menschen haben sich soweit erniedrigt, um in Städten ohne Luft und Sterne zu vegetieren. Ihre skrupellosen Geschäftsmethoden machen die Leute irrsinnig vor Aufregung - und die Nerven selbst des Talentiertesten reißen in der Mitte des Lebens.

Ihr versucht ausschließlich Lügen zu kaufen und Lügen zu verkaufen. Lügen zu erschaffen um von ihnen zu leben. Aber dies bringt nur unendliches Leid. Auch kann keine Unwahrheit lange dauern.

Eine Lüge will unaufhörlich gestützt, gehätschelt, und gepflegt werden, sonst geht sie ein.

Auch jede gedachte und gesprochene Unwahrheit braucht stete Unterpolsterung durch eine zweite, oder dritte Unwahrheit.

Aber mit jeder falschen Hilfskonstruktion wird unsere Lage labiler und prekärer.

In der Natur jeder Wahrheit aber liegt es, sich selbst erhalten zu können.

Würden wir nur einmal den Mut aufbringen, uns dem unendlichen schöpferischen Kraftozean anzuvertrauen - jenem Unendlichen, welches trotz unseres Sträubens und unseres hirnverbrannten Bockens darauf besteht, aus uns lebendige Wahrheiten, anstatt Missgeburten zu machen - wuerde wahrhaft alles Mögliche für uns getan.

Es werden sich neue Wege eröffnen, ungeahnte Möglichkeiten. Alles für unser Glück notwendige wird und muss kommen, wie das Licht und das Wasser zur Pflanze.

Denn wir sind nicht die Erschaffer, wohl aber die Schöpfer wahrer Gedanken, insofern wir sie aus einem unendlichen spirituellen Reservoir schöpfen.

An uns ist es lediglich, ein richtig geformtes Gefäß zu werden, wahren Gedanken weit geöffnet und im übrigen nur diesen das Werk anvertrauend.

Wahre Gedankenelemente werden uns kein müßiges, passives Leben geben, sondern eine neue Art glücklicher Aktivität in Kunst, Musik, Geschäft, Erfindung - in hundert neuen Ausdrucksformen, dem heutigen Bewusstsein noch fremd.

Jedes Geschöpf besteht aus den Gedanken, die es in sich zu ziehen und in seinen Organismus einzubauen versteht. Die Qualität seiner Wünsche und Aspirationen formt seinen Leib.

Nur Wahrheiten aber können dauernd eingebaut, Lügen müssen im Verlauf der Zeit wieder ausgeschieden werden.

Was immer an Krankheit, Schmerz, Unrast und Sorge in uns arbeitet, es ist die Bemühung des Geistes, irgend etwas Verlogenes oder Fehlerhaftes aus uns herauszutreiben, nachdem es sich dort Mikroben gleich festgesetzt hatte.

Manchmal erkennen wir Lüge und Irrtum, die das Leiden verursachen, gar nicht mehr- leben wir doch fast ausschließlich in ihnen.

Machen sie doch alle mehr oder weniger unsere Glaubenssätze aus. Luegen zu finden, sie von der Wahrheit zu trennen, auseinanderzuhalten, scheint daher etwas schwierig zu sein.

Jedoch in dem Maße, wie wir nach wahrer Einsicht streben, wird diese auch imstande sein, in uns zu strömen, und im proportionalem Verhältnis weichen die Irrtümer.

Die Irrtümer weichen, und neue Gedankenelemente bilden neues, feineres Fleisch und reineres Blut.

Und ganz genau in dieser Art und Weise regeneriert sich der Körper.

Schmerz, leiblich oder geistig, ist ein Warnsignal, dass etwas Falsches versucht, sich unser ewiges Sein einzuverleiben.

Es wäre bereits eine große Hilfe, könnten wir uns nur dahin bringen, eine Wahrheit im Anfang wenigstens zu dulden, wenn wir zuerst auch nicht an sie zu glauben vermögen. Denn oft fällt die Wahrheit doch allzu sehr aus dem Rahmen der gewohnten Lebenslügen heraus.

 

Je mehr Wahrhaftiges der Geist in sich zu ziehen und einzubauen vermag, desto sensitiver wird er gegen alles Unechte, denn Unechtheit ist imitierte Wahrheit und daher noch schädlicher, als schlechthin Erlogenes.

Ein durch und durch echtgewordener Organismus vermag Luegen viel schneller auszustoßen, wie ein gesunder Magen und ein gesunder Geschmackssinn Ungeeignetes einfach herauswürgen und es gar nicht erst zu assimilieren versuchen.

So eine Umwälzung und Erneuerung – durch einen gereinigten Instinkt mag zuweilen dem Individuum eine Zeitlang erhöhte physische Störungen verursachen. Denn der nun erweckte und durch Wahrheit gestützte Geist, wird jetzt rastlos an die Arbeit gehen, um all das austreiben, was vielleicht über Generationen hinweg verzüchtet und unbewusst genährt wurde

Der Grund, warum man nicht lügen soll, basiert also gar nicht so auf dem ethisch Abstoßenden, sondern ganz einfach: um Krankheit und Elend zu vermeiden, weil Lüge und Tod eben absolut identisch sind.

In Lügen denken, heißt in einer falschen Richtung denken:

Krummes, Unfruchtbares in unseren Körper hineinleben, das dem Aufbau seiner ewigen Elemente entgegensteht, bringt den Verfall.

Aus je mehr Unechtem wir bestehen, desto schwerer vermögen wir überhaupt noch eine Wahrheit zu erkennen, wenn sie uns begegnet. Grotesk... kindisch... lächerlich - oder am liebsten unwissenschaftlich werden wir sie nennen.

Kant sagte einmal: Zitat:

Der Mut zur Wahl ist es, der den besseren Menschen charakterisiert:

"Nicht Mangel an Verstand... nicht Mangel an Vernunft... Mangel an Urteilskraft ist es, was man allgemein Dummheit nennt" (Zitat Ende).

 

Relativ echt und unverdorben ist der Mensch, der überhaupt noch weiß, wann er lügt.

Bei den meisten Menschen ist aber der ganze Organismus schon so völlig durchlogen, daß sie solch eine reinliche Unterscheidung gar nicht mehr vorzunehmen imstande sind.

Das Wesen der Lüge ist eben die Täuschung, nicht nur das bewusste falsch gesprochene Wort, sondern auch die Selbsttäuschung.

Auch eine Lüge, die wir im guten Glauben in uns hineinbauen, versperrt ebenso, wie jede andere Form von Luege, den aufbauenden Elementen der Wahrheit den wertvollen Lebensraum.

 

Eine Lüge, die eine halbe Wahrheit ist, ist aber der Lügen schlimmste.

Wenn wir z. B. Menschen in unserem Haus begrüßen, während wir sie dahin wünschen, wo der Pfeffer wächst.

Wenn wir lächeln, ohne im geringsten dazu angeregt oder amüsiert zu sein...

Wenn wir uns und anderen ein Interesse für das Wohlergehen von Leuten vorspiegeln, weil sie Geld haben, von dem wir zu profitieren hoffen.

Wenn wir einem Glauben oder einem Verein beitreten, aus Snobismus, Geschäftssinn, Prestige...

Wenn wir von Plattform und Kanzel herunter Dinge künden, die unserer innersten Überzeugung nur halb entsprechen.

Ein halbes Ja sagen, wenn wir ein ganzes Nein meinen...

Das alles, aus dem Container der Alltagslügen wirkt sein Übel in den Körper hinein.

Es ist das wie mit dem Alkohol: Nicht so sehr der einmalige Exzess ist problematisch - die unaufhörlichen kleinen Dosen des Giftes tagaus tagein unbewusst genommen und in den Kreislauf gebracht, ohne dass der Vergiftete sich ihrer bewusst wird, schaffen den hoffnungslosen Zustand.

So ganz durchtränkt mit Unechtem, vermag der Körper es nicht mehr auszuscheiden - er glaubt und empfindet nur noch mehr Lügen. Das bringt ihm Krankheit und schließlich den Tod.

Denn Unwahrheiten vermögen nicht zu dauern, was aus ihnen besteht, muss zerfallen, damit der Geist irgendwann das seinem Ziel geeignetere Instrument erlange... mit anderen Worten: dann war es mal wieder eine verpatzte Inkarnation.

 

Der zweite große Nachteil des Lügens ist, dass es uns in den Stromkreis aller anderen Lügner bringt, denen wir kraft einer inneren Verwandtschaft dann viel eher zu glauben geneigt sind als einem lauteren Menschen.

Der "smarte" Geschäftsmann in einer Branche wird sehr oft von einem gleich "smarten" der anderen Branche hineingelegt, denn ein echter und reiner Mensch ist ihm eher unsympathisch; ein stummer Antagonismus herrscht vor, ohne dass ein Wort zu fallen braucht.

Die Lügen, von uns selbst alltäglich dem Kosmos in Wort, Atem, Gebärde und Leben geliefert, sind aber nicht der Rede wert, gegen alle jene, an die wir unbewusst glauben. Mit ihrem schädlichen Potential vergiften wir nicht nur uns selbst, sondern auch andere Menschen in unserem Umfeld.

Es ist eine psychische Seuche. Graue Haare, Runzeln, jedes Verfallszeichen der Körperzellen sind solche materialisierten Irrtümer; Anzeichen, dass falsche Vorstellungen vorübergehend sich im Bewusstsein festgesetzt haben.

Eine dieser falschen Vorstellungen hält z. B. am unausbleiblichen Verfall des Individuums fest - dem scheinbar durch nichts Aufhaltbaren oder Abwendbaren... weil es angeblich von Ewigkeit zu Ewigkeit immer so gewesen sein soll.

Doch das ist die groesste Lüge - die Haupt-, Erz- und Grundlüge. Die ganze Menschheit hält sich derart festgesogen an ihr, dass sie überhaupt nie mehr in Frage gestellt werden darf.

Wir füttern unsere Körper förmlich mit dieser negativen Erwartung, und man kann es nicht oft genug wiederholen: Gedanken sind Dinge, vom Geist dem Körper gesandt, wo sie sich als sichtbare Substanz kristallisieren. Und jeder Gedanke setzt Materie in Bewegung, je nach seinem Charakter, im Guten wie im Schlechten.

Auch der Körper ist ein Gedanke, der in substantieller Form jenen Geist ausdrückt, der ihn erschuf.

Wenn ein irrender Wille versucht, aus unechten und eigenwilligen Gedanken einen Körper zu erschaffen, so kann dieser nicht dauern. Durch den Verfall wird eben seine Unechtheit offenbar.

Wenn dagegen aus dem unendlichen Bewusstsein strömende Gedanken vom Geist dem Körper zugesandt werden, müssen sie sich dadurch erweisen, dass sie imstande sind, seine Zellen so dauernd zu erhalten, wie es das Leben des Geistes selbst ist - sind doch diese nun zu verdichteten, sich selbst erhaltenden Wahrheiten geworden.

Der Weg heraus aus all den tödlichen Übel der mörderischen Lügen aber ist so einfach, wie wundervoll: Verlange nach wahren Gedanken und der spirituellen Kraft, um diese auch glauben zu können, wenn sie kommen.

Verlange die Fähigkeit, an ein unendliches Bewusstsein glauben zu können... nicht nur so halb, sondern um es zu fühlen, wie wir den Atlantischen Ozean fühlen, wenn wir in seinen Wellen schwimmen.

Verlange andauernd und selbstbewusst, nicht als eine Art Almosen, nicht als eine Art Gnade von jener Macht, deren Teil du doch selbst bist. Denn das unendliche schöpferische Bewusstsein will ja, daß du es haben sollst - zur Vollendung deines und seines absoluten Glückes.

 

Am ehesten könnte man den richtigen verlangenden Zustand als lebendige Passivität bezeichnen. Im unendlichen schöpferischen Bewusstsein gibt es weder Bettelei noch Abhängigkeit, noch Gnade - auch diese sind noch Lügen.

Der Inhalt des Höchsten ist nichts als Wahrheit, und die Qualität unserer Geistigkeit hat dementsprechend ihm so ähnlich wie möglich zu werden. Nur dieses heißt: Gott nahe zu sein.

Ernstes und serenes Verlangen beweist durchaus nicht Mangel an Ehrfurcht - es ist weder unverschämt noch anmaßend.

Je mehr wir in den Atem des unendlichen Bewusstseins eingehen, desto mehr werden wir es verehren lernen.

Flehen und Betteln aber sind nicht Verehrung.

Der Bettler verehrt dich durchaus nicht, weder wenn er um deinen Dollar winselt, noch wenn er ihn erhalten hat.

Die unendlichen Ströme der Kraft lieben jenen Geist und neigen sich dem zu, der spricht:

"Ich verlange, ein vollkommener Mensch zu sein. Ich verlange, den rechten Weg zu erfahren."

Verlangen ist ja Forderung und Sehnsucht in einem, es ist dein gutes Recht, und das unendliche Bewusstsein will, dass du endlich deine Rechte kennst und geltend machst. Es sagt: "All dies ist dein, wozu zögern und betteln."

 

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